In den 1960er Jahren strahlte der Rundfunk der DDR zwei Programme aus, die sich auch an Hörer im Westen wandten: das des Deutschlandsenders und das der Berliner Welle. Die letztere war – wie es in einer offiziellen Selbstdarstellung hieß – »mit ihrem Sendeanliegen vor allem an die Bürger in Westberlin« gerichtet, mit Themen »die den politischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Belangen der besonderen politischen Einheit Westberlin entsprechen«.
Werktags war die Berliner Welle nur nachmittags und abends zu hören, ansonsten wurde das Programm des Berliner Rundfunks übernommen, der in den Wochen nach der Abriegelung Westberlins am 13. August 1961 rund um die Uhr sendete. Am 26. August 1961 überraschte die Berliner Welle dann um 23.45 Uhr mit ungewohnten Klängen. Zu hören waren – ansonsten im DDR-Rundfunk verpönte – Hits aus US-amerikanischer Produktion, und in englischer Sprache richteten »Bob« und »Barbara« Grüße an die GIs aus, die an der zwei Wochen zuvor geschlossenen Systemgrenze patrouillieren mussten. Dabei wurden die nordamerikanischen Soldaten manchmal sogar mit Nennung ihres Namens und Dienstgrades aufgefordert, die sie begleitenden »Westberliner Polypen« doch mal zu fragen, »was sie im letzten Krieg gemacht haben«.
Das Programm nannte sich OPS und war in den folgenden Monaten täglich rund 30 Minuten auf UKW und Mittelwelle in Berlin zu hören. Nicht nur die Musik glich der des US-Soldatensenders AFN, auch der Slogan war dem gegnerischen Kanal nachempfunden. Meldete sich dieser als »Stimme der Information und Bildung«, nahm OPS für sich in Anspruch, die »echte Stimme« zu sein. Und den Hörern wurde ein »schöner Preis« versprochen, wenn sie errieten, wofür das Kürzel OPS stehen könnte.
Die Auflösung war »Out Post Station«, was man mit »Außenposten« übersetzen könnte. Und auch die Antwort auf die Frage, warum die Moderatoren ihre erhofften Hörer namentlich begrüßen konnten, stellte sich als recht einfach heraus, wie der Spiegel im Januar 1962 schrieb: Die US-Soldaten trugen ihren Namen deutlich lesbar an der Uniform, und »Volkspolizisten an der Friedrichstraße bekämpften ihre Langeweile gelegentlich damit, die Namen der Besatzung des US-Checkpoints Charlie mit Feldstechern auszuspähen und an den Soldatensender weiterzuleiten«.
In Erinnerung blieb, mit welchem Signal sich OPS täglich meldete. Die Sendungen begannen und endeten mit einem alten Song von Cole Porter: »Don’t Fence Me In« – Zäune mich nicht ein.
Erschienen am 23. Juli 2020 in der Tageszeitung junge Welt