Maritime Wirtschaft und Abschottung passen nicht zusammen. Wer Grenzen schließen will und eine „Festung Europa“ fordert, zerstört die Grundlagen unserer Entwicklung.
Die Seefahrt ist grenzenlos und weltumspannend. 90 Prozent des internationalen Warenhandels werden auf dem Schiff transportiert. Die Besatzungen kommen aus aller Welt und fahren in alle Welt. Und in den Häfen hängt die Arbeit ebenfalls vom internationalen Handel ab. Ohne die von überall her kommenden Tanker, Containerschiffe, Bulker, Dampfer usw. gäbe es an den Terminals wenig zu tun.
Im Frühjahr haben Hunderttausende Menschen gegen Rassismus demonstriert. Das war ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Rechten nicht für die Mehrheit sprechen. Dennoch zeigen Umfragen und Wahlergebnisse, dass viel zu viele Menschen auf die Parolen der falschen „Alternative für Deutschland“ hereinfallen. Die gibt sich gerne „heimattreu“ und „bürgernah“. Auf der Facebook-Seite des Hamburger AfD-Landesverbandes wird man von einem Foto des Hafens begrüßt – der einzige erkennbare Bezug auf das Maritime. Denn darunter reiht sich ein rassistischer Post hinter den anderen. Die Seite lässt sich zusammenfassen mit „Ausländer raus“. Und dann?
Die AfD spielt Menschen unterschiedlicher Herkunft gegeneinander aus, damit diese nicht merken, dass sie gemeinsame Interessen haben. Damit stellt sich die Partei in den Dienst von Unternehmern und Reedern, die Rechte von Beschäftigten aushöhlen wollen. Die einen flaggen Schiffe aus, um einem Teil der Mannschaft geringere Heuern zahlen zu können. Andere verweisen auf die Häfen in Rotterdam und Amsterdam, um von den Beschäftigten in Hamburg oder Wilhelmshaven Mehrarbeit zu geringen Löhnen zu erpressen. Und die AfD fordert dann im Bundestag weitere Subventionen für die Unternehmen, um den deutschen Standort gegen die Konkurrenz aus den Niederlanden zu stärken. Oder verlangt, dass Gewinne dort versteuert werden sollen, wo sie erwirtschaftet werden – ein Geschenk für die Reeder, die sich, Billigflagge sei Dank, schon auf die Steuersätze von Liberia und Antigua freuen.
Wer seinen Lebensunterhalt mit Arbeit verdient, hat von der AfD nichts Gutes zu erwarten. Die Partei will die Rechte der Beschäftigten „entschlacken“ und „flexibilisieren“, sie hofft auf ein „gedeihliches Zusammenwirken“ von Unternehmern und Beschäftigten in den Betrieben, die „im Geiste der Sozialpartnerschaften kooperieren“ sollen, um „betriebliche Ziele“ zu erreichen. Gewerkschaften haben in solchen Vorstellungen keinen Platz, ihnen wird unterstellt, vorsätzlich Konflikte herbeizuführen und „hetzerische Klassenkampfrhetorik“ zu verbreiten. Die AfD träumt also von der „Volksgemeinschaft“ – das hatten wir schon mal, und das ging nicht gut aus.
Deshalb stehen wir als ver.di, als Gewerkschafter*innen, entschlossen gegen rechts, gegen die AfD und ihren Rassismus. Auch und gerade in der Maritimen Wirtschaft.
Erschienen in der Waterfront Nr. 1/2024